Bunte Vielfalt
Engagement gegen Rassismus in Crailsheim
An den „Internationale Wochen gegen Rassismus“ der gleichnamigen Stiftung nimmt vom 11. bis 22. März auch die Stadt Crailsheim teil: Mit einem vielfältigen Programm engagieren sich städtische Einrichtungen wie Jugendbüro oder das Integrationsmanagement für kulturelle Vielfalt und ein harmonisches Miteinander.
„Rassismus ist immer ein Thema“, sagt die Leiterin des städtischen Jugendbüros, Katharina Kalteiß. „Wir sind in Crailsheim multikulti und Jugendarbeit geht immer auf aktuelle Themen ein“, erklärt sie. Das sei auch im Jugendzentrum zu bemerken, nickt Sandra Aedtner, städtische Sozialarbeiterin. „Die ganzen Demos für Demokratie in letzter Zeit haben das Thema noch mal präsenter gemacht“, meint sie. Das merke man den Jugendlichen an, die sich verstärkt mit dem Thema befassen. „Bei der Crailsheimer Demo waren viele dabei, mit richtig tollen Plakaten“, erinnert sich Aedtner. Die Crailsheimer Jugendeinrichtungen haben sich schon mehrfach an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ beteiligt. In diesem Jahr lautet das Motto „Menschenrechte für alle“. Vom 11. bis 22. März gibt es in Crailsheim dazu Angebote. „Das ist ein Bildungsangebot für die Kinder und Jugendlichen, um niederschwellig über das Thema zu sprechen“, so Kalteiß.
Start ist mit einem Kreativworkshop für Kinder ab 8 Jahren. Im Jugendraum in Altenmünster heißt es „Wir sind alle bunt“. Im Juze gibt es ein reines Mädchen*-Angebot mit Plotten ab 11 Jahren. In den folgenden Tagen werden beispielsweise auch bunte Vielfalt-Buttons gestaltet oder Zirkus gemacht. „Da muss man gemeinsam etwas tun und sich aufeinander verlassen können, die Herkunft ist da völlig egal“, sagt Sandra Aedtner, „Zirkus ist immer bunt.“
Lecker wird es am 14. März mit einem internationalen Buffett im Jugendraum Mitte. Die Vorbereitung für Kinder ab 10 Jahren starten um 15 Uhr, „gegessen wird aber erst ab 18.24 Uhr“, sagt Katharina Kalteiß, „es ist Ramadan. Da wird erst nach Sonnenuntergang gegessen und getrunken.“ Der Fastenmonat der Muslime sei eine Zeit der Besinnung und Frömmigkeit.
Brücke zwischen Kulturen durch Theaterkunst
Im Hangar gastiert in den „Wochen gegen Rassismus“ das Ulmer „Theater Ulüm“ am 17. März. Seit rund 24 Jahren bereichert es die kulturelle Landschaft Süddeutschlands als das einzige professionelle türkische Theater. Es inszeniert facettenreiche deutsch-türkische Theaterstücke, die aktuelle und kontroverse Themen wie Integration, Zweisprachigkeit, Generationskonflikte und Frauenrechte aufgreifen.
Das aktuelle Programm des Theaters präsentiert das Stück „Oh Gott, die Türken integrieren sich“ vollständig in deutscher Sprache. Diese Vorstellung erfreut sich bereits in vielen Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz großer Beliebtheit. Das Stück besteht aus vier Episoden, die einerseits die veränderten Lebensgewohnheiten der türkischen Immigranten in Deutschland nach 60 Jahren Immigration beleuchten und andererseits die Doppelmoral in der türkischen Männergesellschaft sowie die Diskussion um den EU-Beitritt der Türkei thematisieren.
Das „Theater Ulüm“ versteht es, das Publikum auch bei sensiblen Themen zum Lachen zu bringen und regt dabei gleichzeitig zum Nachdenken an. Somit bieten die Inszenierungen nicht nur Unterhaltung, sondern schaffen auch Raum für Diskussion und Austausch über Vorurteile und Ängste.
Zu erleben ist das Stück „Oh Gott, die Türken integrieren sich“ für Kinder ab dem Schulalter und Erwachsene am Sonntag, 17. März, ab 15 Uhr im Crailsheimer Hangar. Der Vorverkauf läuft im städtischen Jugendbüro und im Bürgerbüro, Karten gibt es für 8 Euro bzw. 12 Euro.
Rassismus im Alltag
Von Alltagsrassismus, wie er im Theaterstück teilweise dargestellt wird, können auch die Expertinnen berichten. „Erst kürzlich habe ich mich wieder mit einem Geflüchteten unterhalten, der erzählt hat, dass er im Bus oder in der Bahn eher bei Fahrkartenkontrollen angesprochen wird als die anderen Mitfahrenden“, erzählt die städtische Integrationsmanagerin Marilena Ziegelbauer. Davon berichten auch Jugendliche im Juze, nickt Sandra Aedtner: „Auch bei der Job- oder Wohnungssuche macht es ein ausländisch klingender Name schwieriger.“ Das sei durch Studien bewiesen, verdeutlicht Katharina Kalteiß.
Musik und Film
Neben Theater transportiert auch die Musik viel. In seinem Vortrag „Rechte Strömung in Rock und HipHop“ klärt der Jugendreferent des Landratsamts Schwäbisch Hall, Dietmar Winter, am 19. März im Jugendraum Mitte auf. „Insgesamt bieten wir vom 11. bis 22. März Kreativ- und Bewegungsangebote“, sagt Sandra Aedtner. Es darf aber auch sitzen geblieben werden, beim Kinofilm „Je suis Karl“. Der Titel spielt auf die Solidaritätsbekundung an, mit der Mitarbeiter der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo („Je suis Charlie“) auf den 2015 verübten islamistischen Anschlag in Paris reagierten. Im Film selbst triftet eine junge Frau, die durch einen mutmaßlich islamistischen Anschlag nahezu ihre ganze Familie verloren hat, in eine europaweite Rechtsbewegung ab – und ist dabei dem wahren Mörder ihrer Familie ganz nah. Gezeigt wird der Film kostenlos am 21. März im Juze.
Afro Beats für Menschenrechte
Den Abschluss in Crailsheim markiert kein Unbekannter: DJ Dice Q legt am 22. März im Juze auf. Darauf freut sich besonders die städtische Integrationsmanagerin Marilena Ziegelbauer. „Er ist ebenfalls vor gut sechs Jahren aus Nigeria geflüchtet und lebt jetzt seit rund drei Jahren in Crailsheim. Die Musik macht er als Hobby neben dem Job.“ Und das seit einem FliegerhorstSommer, den vor allem der Verein TamieH organisiert. Dort kam DJ Dice Q mit seinem Mix aus Pop und afrikanischen Klängen sehr gut an.
Es ist ein buntes Programm, vielfältig, wie auch das Motto der diesjährigen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ der gleichnamigen Stiftung, die in Crailsheim von vielen Akteuren mitgetragen wird. Auch von Schulen, die oft ohnehin schon Anti-Rassismus-Projekte aufgelegt haben. An der Realschule am Karlsberg ist während der Zeit eine Ausstellung zu sehen: „Beweist durch die Tat, dass ihr anders denkt“ lautet der Titel. Der passt sehr gut ins Konzept, „denn wir positionieren uns gegen Rassismus und für Menschenrechte“, betont Jugendbüro-Leiterin Katharina Kalteiß, frei nach dem Motto der Projektwochen: „Menschenrechte für alle“.
Info: Die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, gegründet 2014, kämpft aktiv gegen Diskriminierung in Deutschland. Neben der Organisation der UN-Wochen gegen Rassismus erstellt sie Informationsmaterialien und führt Modellprojekte durch. Mit einem großen Netzwerk von Aktivisten und prominenten Unterstützern organisierte sie im März 2022 über 4.000 Veranstaltungen. Ihr Ziel ist es, durch persönliches Engagement Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für Vielfalt zu stärken. Sie setzt sich gegen jede Form von Diskriminierung ein und fördert eine inklusive Gesellschaft. Das Programm in Crailsheim ist online nachzulesen: https://jugendbuero-crailsheim.feripro.de