Volkstrauertag
„Der Frieden muss in jedem von uns beginnen“
In Crailsheim fanden am Vorabend des Volkstrauertages zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zusammen, um auf dem Ehrenfriedhof der Opfer von Krieg, Gewalt und Terror zu gedenken. Im Fackelschein und begleitet von der Stadtkapelle wurde ein gemeinsames Zeichen der Besinnung und Hoffnung gesetzt.
Die Atmosphäre auf dem Ehrenfriedhof am Samstagabend war traurig-schön. Das Wetter sorgte mit seiner Kälte für eine beklemmende Stimmung, zeitgleich sorgten die Fackeln der Bürgerwache sowie die 200 Kerzen auf den Gräbern für eine einzigartige Atmosphäre.
Ein Mahnmal der Erinnerung
„Der Volkstrauertag hat im Laufe der Zeit einen Wandel erfahren. Heute gedenken wir nicht nur den Gefallenen des Ersten Weltkrieges, sondern all jenen Menschen, die durch Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus ihr Leben verloren haben“, eröffnete Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer die Veranstaltung. Seine Worte erinnerten eindringlich an die erschütternden Verluste, die Kriege weltweit verursachen, und riefen zu Frieden und Versöhnung auf: „Die aktuellen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten führen uns vor Augen, dass Frieden und Freiheit keineswegs selbstverständlich sind.“
Grimmer zitierte die erschreckenden Zahlen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte: Mindestens 11.973 zivile Opfer habe der Ukraine-Krieg bis September 2024 gefordert, darunter 650 Kinder. Er schloss seine Rede mit einem Appell: „Lassen Sie uns gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit eintreten. Der Volkstrauertag ruft uns alle dazu auf, Verantwortung zu übernehmen.“
Ein persönlicher Blick auf die Geschichte
Xavier Szymanski-Zwadlo, Vorsitzender des Jugendgemeinderates, richtete in seiner Rede den Fokus auf die Lehren der Geschichte und die Rolle der jungen Generation. „Dieser Tag ist mehr als ein weiteres Datum im Kalender – er ist ein Mahnmal unserer Geschichte“, betonte er. Er zeichnete die Entwicklung des Volkstrauertages nach, der in seiner ursprünglichen Form den gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs gewidmet war, bevor er unter der NS-Diktatur in den Dienst der Kriegspropaganda gestellt wurde. „Die Toten mahnen uns, dass Krieg und Hass niemals die Antwort sein können“, sagte Szymanski-Zwadlo.
Besonders berührend war der persönliche Bezug, den Szymanski-Zwadlo in seine Rede einfließen ließ. Er berichtete von der Geschichte seiner Familie, deren Mitglieder sowohl die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs als auch die Nachkriegszeit der Versöhnung erlebt haben. „Für mich ist das ein Symbol der Hoffnung, dass selbst nach den schlimmsten Konflikten ein Neuanfang möglich ist.“
Hoffnung in schwierigen Zeiten
Die Gedanken an die Schrecken der Vergangenheit verbanden sich mit einem Blick auf aktuelle Konflikte und Herausforderungen. Szymanski-Zwadlo erinnerte an Bilder aus der Ukraine, dem Sudan und Israel: „Der Ruf nach Frieden ist allgegenwärtig, aber dieser Frieden muss in jedem von uns beginnen.“ Er appellierte an die Anwesenden, Mitgefühl und Verantwortung zu zeigen: „Tragen Sie die Hoffnung mit sich und denken Sie über Ihre Worte nach, bevor Sie sie sprechen.“
Auch Dekanin Friederike Wagner und Pfarrer Franz-Josef Konarkowski griffen in ihren Fürbitten das Leid der Menschen auf, die in Konflikten weltweit ums Überleben kämpfen. Sie riefen die Teilnehmenden dazu auf, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen und für Frieden zu beten.
Kranzniederlegung als Zeichen der Mahnung
Mit der gemeinsamen Kranzniederlegung durch Vertreter der Stadt Crailsheim, des VdK, der Reservistenkameradschaft Crailsheim und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge endete die bewegende Gedenkveranstaltung. Szymanski-Zwadlos abschließende Worte hallten nach: „Nur wenn wir aneinander achten und uns gegenseitig respektieren, können wir wirklich aus der Vergangenheit lernen und eine friedvolle Zukunft gestalten.“