Schüleraustausch 2025/2026

Vom ersten Spezi bis zum großen Karpfen

ein junger Mann kniet auf dem Boden und präsenteirt stolz einen riesigen Fisch
Austauschschüler Kingstin Nguyen präsentiert stolz seinen Fang: Ein riesiger Karpfen, selbst geangelt und später mit der Gastfamilie gegrillt.

Kingstin Nguyen, der aktuelle Austauschschüler aus der amerikanischen Partnerstadt Worthington, Minnesota, lebt seit rund drei Monaten in Crailsheim. In dieser Zeit hat er bereits viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse sammeln dürfen, die er in ihrem ersten Brief mitteilt.

Liebe Crailsheimerinnen, liebe Crailsheimer,

mein Name ist Kingstin Nguyen und ich bin der diesjährige Worthington Austauschschüler 2025-2026. Hier noch ein bisschen was zu meiner Person: Ich bin 16 Jahre alt und asiatisch-amerikanischer Herkunft. Ich bin das zweitälteste von vier Kindern. Meine Eltern betreiben ein Nagelstudio in Worthington.

In meiner Freizeit boxe ich gerne und spiele Tennis. Von meinen Freunden werde ich als freundlich, gesprächig, umgänglich und respektvoll beschrieben.

Seit Mitte Juli bin ich jetzt schon in Crailsheim und wohne bei meiner ersten Gastfamilie, der Familie Gebert, in Ingersheim. Ich bin zusammen mit deren Tochter Lilli, die ihr letztes Jahr in Worthington verbracht hat, hierher gekommen. Ich habe mir schon große Gedanken gemacht, was mich hier in Crailsheim alles erwartet.

Unser Empfang war richtig cool. Ein selbstgemachter Banner mit der Aufschrift „Willkommen in Deutschland, Kingstin“ mit kombinierter deutscher und amerikanischer Flagge – war sehr beeindruckend und hat mir sehr gut gefallen. Das Welcome-BBQ war genial – ich habe viel Neues probiert, Würstchen, Nudelsalat und noch viel mehr. Mein allererstes Spezi war auch sehr gut. Das Lustigste war, dass ich nicht wusste, wie man sagt, dass man satt ist. So kam ich in den Genuss einer zweiten Portion!

Das war nur der Anfang von vielen Speisen, die ich sicher noch probieren werde – inzwischen sind schon einige dazugekommen. Lillis Oma Karin hat mich auch schon mit leckerem Essen verwöhnt. Das Verrückteste, das ich bisher probiert habe, war rohes Fleisch auf Brot, und es war so richtig lecker. Mein Lieblingsessen in Deutschland ist Schnitzel oder Döner, aber ich probiere und esse alles gerne.
Vom ersten Tag an habe ich mich hier sehr wohlgefühlt.

Meine Gastfamilie ist großartig. Timmo, mein Gastvater, hat mir beigebracht, wie man mit Bienen arbeitet und den Garten pflegt. Ich habe schon viel von ihm gelernt – und der Honig, der schmeckt super! Melanie, meine Gastmutter, macht alles, damit ich mich wie zuhause fühle. Sie nimmt sich immer Zeit für mich, verwöhnt mich mit leckerem Essen, lernt mit mir Deutsch und vieles mehr. Sie managt einfach alles, so dass ich so gut wie keine Anfangsschwierigkeiten hatte.

Ein junger Mann steht strahlend neben einem Willkommensschild
Die Eichdorffschule hieß ihren Austauschschüler Kingstin Nguyen herzlich willkommen.

Mit Lilli, meiner Gastschwester, habe ich noch vor den Sommerferien einen Tag die Eichendorffschule besuchen dürfen, so dass ich mich dann bei Schulbeginn schon ein bisschen auskannte. Ich wurde von Frau Hollich und anderen Lehrern sehr herzlich empfangen. Einen Schulpaten, der heißt Leo, bekam ich auch gleich. Er durfte die mir Schule zeigen und er war sehr freundlich zu mir. Die Schule hat für mich extra eine Mappe mit sämtlichen Informationen über die Schule erstellt, das war toll und ich war sehr dankbar. Zu meiner großen Überraschung bekam ich sogar noch ein T-Shirt mit dem Logo der Schule geschenkt.

Inzwischen habe ich schon einiges erlebt. Zum Beispiel habe ich das Automuseum in Langenburg besucht, wo sogar das Batmobil zu sehen war. Ich liebe alle Autos, besonders die schnellen. In Schwäbisch Hall bekam ich eine private Führung und mein erstes Spaghettieis. Von diesem hatte Dominic Burns so geschwärmt. Mit Melanie Cerda und deren Gastbruder Matti Brendel war ich in Stuttgart zu einem Einkaufsbummel. Es war die erste Zugfahrt in meinem Leben und ein unvergessliches Erlebnis. Ganz bestimmt werde ich das Jugend BW-Ticket, das ich von der Stadt Crailsheim bekommen habe, so oft als nur möglich benutzen. Mit dem Sportverein Ingersheim durfte ich mit nach Tripsdrill. Wir sind mit so vielen Fahrgeschäften gefahren, so dass es mir am Schluss ganz schwindelig war.

Mit meiner Gastfamilie habe ich verschiedene Paraden gesehen, u.a. bei der Kinderzeche Dinkelsbühl und bei dem Landestreffen der Bürgerwehren in Bad Saulgau mit der Bürgerwache Crailsheim. Das Kulturwochenende mit den vielen Künstlern fand ich auch ganz toll. Besonders fasziniert hat mich da ein fantastischer Trompetenspieler einer Band, der sein Instrument perfekt beherrschte.

Das Coolste, was ich bisher gemacht habe, war mit einer Gruppe hier in Crailsheim ein paar Tage anlässlich eines Angelcamps zu angeln. Lars ist mit mir auf einem Boot den Fluss entlanggefahren und hat mir das Angeln beigebracht. Ich hatte Glück, habe tatsächlich ein paar kleine Fische gefangen.

Ein magischer Moment war, als ich kurz danach noch zu einem Nachtangeln eingeladen worden bin. Ich habe einen super großen Karpfen gefangen und war wirklich stolz darauf. Mit Netzen haben wir ihn aus dem Wasser geholt. Michael half mir den Fisch zu säubern und ich überraschte meine Gastfamilie damit. Am Tag darauf haben wir den Karpfen gegrillt. Es war so viel war, dass wir noch Freunde damit verwöhnten.

zwei Männer mit hölzernen Draisrädern lächenln in die Kamera
Kingstin Nguyen war nicht nur beim Volksfestumzug dabei, sondern hat auch direkt das Draisradrennen bestritten, hier zu sehen mit Herbert Holl.

Zwischen diesen Angelcamptagen fand dann auch meine offizielle Begrüßung bei einem Eisessen durch den Oberbürgermeister, Herrn Dr. Grimmer, im Beisein von Axel Huß, dem Präsidenten des Worthington-Komitees, und anderen Personen statt. Die Austauschschülerinnen Lilli Gebert, Melanie Cerda und Fiona Kaiser (neue Austauschschülerin) wurden gleichzeitig begrüßt bzw. verabschiedet.

Jeden Dienstag und Freitag nehme ich an Boxkursen in Ingersheim teil und am Sparkassenlauf Anfang Oktober bin ich auch mitgerannt. Ich lag mit meinem Ergebnis so ca. in der Mitte. Dank Axel Huß durfte ich zuvor einmal in der Woche einen 10 km-Lauf mitrennen, um mein Herz-Kreislauf-System zu trainieren.

In den letzten Ferienwochen war ein Urlaub in Frankreich mit meiner Gastfamilie noch ein weiteres Highlight. Wir wohnten in einem kleinen Haus auf einem tollen Campingplatz. Der Strand war wunderschön und das Wasser sehr klar. Ich habe es genossen, die Berge im Hintergrund zu sehen. Wir haben Lasertag gespielt und dabei große Helme getragen. Mit Lilli habe ich Zumba ausprobiert, das hat auch ziemlich viel Spaß gemacht. Außerdem habe ich an einigen Boxkursen teilgenommen, die eher Cardio-Boxen waren.

Die Herausforderungen waren ganz schön groß, aber ich habe sie alle gut gemeistert. Eine eintägige Busfahrt nach Barcelona war noch einmal ein besonderes Erlebnis. Nach einer Stadtrundfahrt hatten wir noch etwas Freizeit, um die Stadt selbst zu erkunden. So war ein riesengroßer Markt mit ganz vielen Lebensmitteln und Gewürzen sehr beeindruckend. Barcelona ist wunderschön und ich werde es nie mehr vergessen. Lustig war, dass der Reiseleiter hauptsächlich französisch sprach und ich nicht viel verstanden habe.

Ja und dann hat auch am 15. September schon die Schule angefangen – ich war ganz schön aufgeregt. Ich bin in einer tollen Schulklasse mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Lehrern und Schülern und ich habe sogar schon einige Freunde gefunden. Bei meiner Mitschülerin Angelina darf ich die nächsten drei Monate verbringen. Im Unterricht ist vieles anders als bei uns. Darüber kann ich im nächsten Brief sicher mehr berichten.

Kaum hatte die Schule begonnen, stand das Volksfest an, von dem ich schon so viel gehört hatte. Gleich am ersten Tag bin ich zusammen mit Schulkameraden alle großen Fahrgeschäfte gefahren. Die Bratwürste und all das andere gute Essen habe ich sehr genossen. Das Feuerwerk am Sonntagabend hat mich sehr beeindruckt, es war wunderschön.

ein junger Mann und eine ältere Dame stehen vor einem Schloss
Gemeinsam mit Elfriede Kohr entdeckte Kingstin Nguyen die farbenfrohe Kürbisausstellung im Blühenden Barock in Ludwigsburg.

Am Volksfestumzug habe ich natürlich auch teilgenommen. Bestimmt haben mich einige von euch gesehen. Am Sonntag habe ich außerdem noch beim Draisradrennen mitgemacht. Viel geübt hatte ich tatsächlich nicht, aber für einen Anfänger habe ich mich ziemlich gut geschlagen. Die älteren Herren darf man hier allerdings niemals unterschätzen, denn sie können einen im Rennen einfach mal kurz schlagen.

Was mir sicher auch mit Blick auf das Volksfest unvergessen bleibt, ist der Schock, als ich feststellte, dass ich meine Geldbörse mit sämtlichen Ausweisen, Tickets und Bargeld verloren hatte. Ich habe wie verrückt danach gesucht und an den verschiedensten Stellen nachgefragt. Nichts! Und dann kam am Dienstag doch noch das Happy End! Ein ehrlicher Finder aus Ingersheim hat die Geldbörse samt komplettem Inhalt bei der Polizei abgegeben. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an den tollen Menschen.

Bevor ich meinen Brief beende, möchte ich noch sagen, dass Christoph Salinger von der Stadt Crailsheim sich immer um meine Anliegen kümmert, die die Stadtverwaltung betreffen. Er ist immer sehr freundlich, gut gelaunt und hilfsbereit. Auch das Worthington-Komitee besteht aus sehr netten Leuten. Wenn ich ein Anliegen habe, kümmert man sich sofort darum, ob es Vanessa Pazurek oder die anderen sind – auch Axel Huß, ein sehr aktiver Typ, das merkt man sofort, ist ein zuverlässiger Ansprechpartner. Elfriede Kohr ist oft meine erste Anlaufstelle. Sie war mit mir in Ludwigsburg auf der riesengroßen Kürbisausstellung im Blühenden Barock inklusive einer Schlossführung – wow! Ein paar Mal waren wir schon im Kino, Pizza essen und Kässpätzle hat sie auch schon für mich gemacht.

Ich bin froh, dass ich schon so viele sympathische Menschen kennenlernen durfte und ich denke, es werden noch mehr werden. Wenn ihr mich seht, kommt einfach auf mich zu und sagt „Hallo“. Inzwischen kann ich nämlich auch schon einigermaßen gut Deutsch sprechen. Das habe ich Janice Langohr zu verdanken. Ich darf jede Woche für eine Stunde zu ihr, um am Schluss gut Deutsch sprechen zu können.

Ich wünsche mir von Herzen, dass das ganze Jahr so gut weiterläuft wie bisher.

Jetzt sage ich nur noch herzlichen Dank an alle, die mich unterstützen und die mir den Aufenthalt hier so besonders machen!

Liebe Grüße
Kingstin Nguyen

(Erstellt am 04. November 2025)