10. Oktober
Neue Fotografie im Stadtmuseum: Tino Zimmermann — Developments
Das Stadtmuseum Crailsheim präsentiert mit Developments die erste Einzelausstellung von Tino Zimmermann. In seinem fotografischen Langzeitprojekt verhandelt er Erfahrungen von Perspektivlosigkeit, Rückzug und Suchtbelastungen im Brandenburg der Nachwendezeit. Seine intime, ungeschönte Bildsprache thematisiert Selbstakzeptanz, mentale Gesundheit und die Überwindung gesellschaftlicher Stigmata. Die Ausstellung wird am 10. Oktober eröffnet.
Tino Zimmermann (geb. 1990) verarbeitet in seinem fotografischen Langzeitprojekt „Developments“ persönliche Erfahrungen und die Problematik Heranwachsender im strukturschwachen Brandenburg nach der Wende: Perspektivlosigkeit, Vereinsamung, Rückzug, Suchtbelastungen und Abhängigkeitserkrankungen. Er entdeckte das Fotografieren als strukturierende Praxis, um – nach einer drogeninduzierten Psychose und Selbstentlassung aus der Psychiatrie – Stabilität zu finden. Sein Ansatz ist experimentell. Zunächst geht es Tino Zimmermann darum, die Technik der analogen Kamera und des Fotografierens zu verstehen. Es entstehen tausende Momentaufnahmen seines alltäglichen Lebens und seines Umfelds. Tino Zimmermann entwickelt eine ungeschönte, ehrliche Bildsprache, die in ihrer Intimität manchmal verstörend wirkt.
2024 erscheint sein Künstlerbuch „Developments“ im Selbstverlag. In über 500 Seiten setzt sich der Künstler in einer Mischung aus Fotografien, Texten und Screenshots mit seiner Biografie der Jahre 2011 bis 2017 sowie dem Prozess des analogen Fotografierens auseinander. Das Buch wird zum Ausgangspunkt weiterer künstlerischer Arbeiten. So 2024 für eine Rauminstallation im STUDIO der Kunsthalle Mannheim.
Tino Zimmermanns Ausstellung im Stadtmuseum widmet sich den Themen Selbstakzeptanz, soziale Herkunft und mentale Gesundheit, unter anderem mit der Praxis der optischen Verfremdung. Das fotografische Festhalten von Realität wird in eine vielschichtige Beschreibung von Wahrnehmungs- und Gefühlszuständen transferiert. Mit seinen künstlerischen Interventionen möchte Tino Zimmermann gesellschaftliche Stigmata hinterfragen und zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beitragen.
Tino Zimmermann studierte von 2016 bis 2018 Fotojournalismus und Dokumentarfotografie in Hannover und von 2018 bis 2024 Freie Kunst an der Kunstakademie Karlsruhe bei Prof. Daniel Roth. Er war von 2020 bis 2024 Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und ist seit Juli 2025 Stipendiat des postgradualen Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendiums. 2025 erhielt er zudem den Kunstpreis der Werner Stober – Stiftung. Tino Zimmermann lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Templin.
Info: Zur Eröffnung der Ausstellung Developments, die bis zum 16. November läuft, lädt das Stadtmuseum, am 10. Oktober, um 19.00 Uhr, herzlich ein. Interessierte können den Künstler und seine Arbeit persönlich kennenlernen. Im Gespräch mit Dorotea Lorenz von der Kunsthalle Mannheim erzählt Tino Zimmermann über seine künstlerischen Ideen und seine Geschichte.
Am Sonntag, 12. Oktober, erscheint in ARTE ein TV-Beitrag über Tino Zimmermann in der Kultursendung „Twist“. In der ARTE-Mediathek ist er ab dem 10. Oktober abrufbar. Die Finissage findet am 16. November, um 17.00 Uhr statt.
Es wird eine Gesprächsrunde in Kooperation mit der Jugend-Sucht-Beratungsstelle des Landkreises Schwäbisch Hall geben. Neben dem Künstler Tino Zimmermann werden Betroffene aus der Jugend-Sucht-Beratungsstelle Einblick in ihre Geschichte geben und mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Musikalisch umrahmt wird der Abend von Xenia – Xusha.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Stadtmuseums immer mittwochs, von 9.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 14.00 bis 18.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11.00 bis 18.00 Uhr zu erleben.