Gemeinderatswahl
Künftig sechs Fraktionen mit insgesamt 43 Sitzen
Die Würfel sind gefallen, die Karten neu gemischt: Die 27.292 wahlberechtigten Menschen in 28 Wahlbezirken der Stadt Crailsheim haben ihre politischen Vertreter im Gemeinderat der nächsten fünf Jahre gewählt. Nach dem vorläufigen Ergebnis entfielen die meisten Stimmen auf die CDU, danach auf die AWV, gefolgt von der SPD. Die GRÜNEN konnten ihren Fraktionsstaus erhalten, die BLC ist erstmals Fraktion. Neu dabei ist die AfD, ebenfalls als Fraktion. Die Wahlbeteiligung lag in diesem Jahr bei 48,61 Prozent und damit höher als 2019, als 44,7 Prozent aller Berechtigten wählen gingen.
„Angesichts von fast 56 Prozent bei der Europawahl und 48,8 Prozent bei der Wahl zum Kreistag bin ich verwundert, dass die Beteiligung bei der Gemeinderatswahl mit 48,6 Prozent am niedrigsten ist – schließlich ist der Gemeinderat das Gremium, das am unmittelbarsten die Lebenswelt der Menschen betrifft und womit am direktesten Einfluss auf die politische Vertretung der eigenen Interessen Einfluss genommen werden kann“, zeigte sich Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer etwas enttäuscht bei der Wahlbeteiligung. Immerhin sei die Quote besser als 2019. „Wie zuletzt wird das Gremium künftig 43 Mitglieder haben, 32 gehörten bereits dem Gemeinderat an, somit dürfen wir elf Personen neu in unser Gremium aufnehmen.“
Sitze neu verteilt
Die meisten Stimmen und damit die meisten Sitze im Gemeinderat holte sich die CDU mit 31,9 Prozent. Sie wird, nach dem vorläufigen Endergebnis, künftig 14 Sitze (zuvor 15) haben und ist somit wie bisher stärkste Fraktion. „Das freut uns sehr“, sagte Klaus-Jürgen Mümmler als Vorsitzender des CDU Stadtverbandes Crailsheim und dort verantwortlich für die Kommunalwahl. „Wir wollten immer das Beste für die Bürgerinnen und Bürger und scheinen doch vieles richtig gemacht zu haben. Das werden wir auch weiterhin tun.“ Er bedankte sich bei allen, die über viele Stunden in den Wahllokalen bereitstanden und bei jenen, die die vielen Stimmen ausgezählt haben. „Aber auch Dank an alle Kandidatinnen und Kandidaten, auch wenn sie nicht gewählt wurden. Das ehrenamtliche Engagement ist unheimlich wichtig.“ Für die künftige Arbeit im Crailsheimer Gemeinderat sieht Mümmler vor allem eins: „Wir müssen alle unsere Hausaufgaben machen. Denn da kommt ‚eine gewisse Farbe‘ aus dem Nichts, obwohl sie bisher nichts geleistet hat.“
Zweitgrößte Fraktion ist die AWV mit 11 Sitzen (zuvor 10) und 25,33 Prozent. Sebastian Klunker sagte für seine Fraktion: „Die AWV hat ein Rekordergebnis erzielt und ist wiederholt auf Platz 2 in den Crailsheimer Gemeinderat eingezogen, und das ohne Ausgleichssitze. Uns ist es gelungen, wieder jüngere Kandidaten in den Gemeinderat zu holen und damit dem Gremium neue Impulse zu geben. Bedauerlich ist die geringe Frauenquote, die im umgekehrten Fall dem Gremium ebenso gutgetan hätte und natürlich das Ergebnis der AfD.“
Einbußen als Fraktion
Die SPD verlor an Stimmen und stellt jetzt 8 Mitglieder statt wie bisher 10. Sie erreichte nach vorläufigem Ergebnis 18,28 Prozent. „Zunächst sind wir froh über die errungenen Sitze im Crailsheimer Gemeinderat und bedanken uns herzlich bei unseren Wählerinnen und Wählern“, teilten Dennis Arendt und Roland Klie mit. Man müsse Einbußen einräumen und sich von einem engagierten Stadtrat verabschieden, dürfe aber gleichzeitig zwei neue Fraktionsmitglieder begrüßen. „Wir freuen uns jetzt auf die künftige Arbeit im Gemeinderat, auch wenn die neue Konstellation mit zwei zusätzlichen Fraktionen das Gremium sicherlich vor interessante Herausforderungen stellen wird.“
Einbußen hatten auch die GRÜNEN, sie konnten aber ihren Fraktionsstatus mit 4 Sitzen (zuvor 5) und 9,39 Prozent der Wählerstimmen halten. Der Bundestrend setze sich auch bei der Kommunalwahl fort, teilte der Fraktionsvorsitzende Sebastian Karg mit: „Das Ergebnis ist für uns insgesamt ernüchternd und stimmt uns definitiv nicht zufrieden. Trotz aller Widrigkeiten übertrafen wir bei der Gemeinderatswahl aber das Crailsheimer Ergebnis bei der Europawahl. Unsere Kandidatinnen und Kandidaten sowie Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer haben einen tollen Wahlkampf hingelegt und das bestmögliche Ergebnis in Crailsheim herausgeholt.“ Mehr als bedenklich stimme das „schreckliche Wahlergebnis für die AfD“ - insbesondere angesichts der verhältnismäßig kleinen AfD-Gemeinderatsliste, so Karg. „Der Rechtsruck allgemein, aber auch speziell bei uns in Crailsheim, ist besorgniserregend.“
Neue Fraktionen im Gremium
Zum ersten Mal Fraktion im Crailsheimer Gemeinderat ist die BLC mit 3 Sitzen (zuvor 2) und 6,03 Prozent. Peter Gansky sagte für seine Fraktion: „Die Bürgerliste Crailsheim ist nun vollends bei den Wählerinnen und Wählern angekommen und wird akzeptiert. Für dieses Vertrauen bedanken wir uns auf das Herzlichste.“ Das entgegengebrachte Vertrauen in die Arbeit der BLC sei zugleich Ansporn dafür, weiterhin bürgernahe, transparente und verständliche Kommunalpolitik zu machen. Als Fraktion habe man zudem mehr Möglichkeiten, kreative Ansätze ins Gespräch und zur Abstimmung zu bringen. Man könne und dürfe mit der BLC in einer gewissen Größe im Gemeinderat rechnen. „Das ist für die BLC der Weg für eine gelingende Arbeit im Gremium. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei allen Kandidatinnen und Kandidaten der BLC, nur durch ihre Mitarbeit konnten wir Fraktionsstatus erreichen.“
Als neue Fraktion stellt die AfD drei Mitglieder im Gemeinderat. „Zu unserer Überraschung und mit großer Freude haben wir das überaus gute Wahlergebnis der AfD zur Kenntnis genommen“, kommentierte Christfried Krause, AfD Kreissprecher Schwäbisch Hall, die Ergebnisse der Wahlen. „Die AfD wird sich für eine bürgernahe Kommunalpolitik einsetzen, mit Rückbesinnung auf eine Wertegesellschaft voller Achtung und Respekt den Leistungsträgern der Gesellschaft gegenüber und den Rentnern, die uns den Wohlstand ermöglicht haben.“ Der Wähler wünsche eine Politikveränderung, die man mit „Augenmaß und Verantwortung“ vertreten „und das Machbare umsetzen“ werde, so Krause.
Ausgleichsitze und Stimmenkönig
Sowohl AfD als auch BLC haben ihren Fraktionsstatus mit jeweils einem Ausgleichsitz erhalten. An die SPD gingen drei Ausgleichsitze, an die GRÜNEN zwei. Somit kommt der Gemeinderat auf insgesamt 43 Sitze, statt 36.
Vorläufiger Stimmenkönig wurde ein Vertreter der CDU: Harald Gronbach vereinte insgesamt 8.181 Stimmen auf sich, gefolgt von Detlef Horn von der AfD mit 6.594 Stimmen und Tobias Mietz von der AWV mit 6.122 Stimmen. Die offiziell amtlich festgestellte Wahlergebnis wird in der kommenden Ausgabe des Stadtblatts veröffentlicht.
Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer teilte nach den Auszählungen mit: „Mein besonderer Dank richtet sich an alle Kandidatinnen und Kandidaten, die sich für ein Mandat im Gemeinderat oder unseren Ortschaftsräten haben aufstellen lassen. Das ist ein Zeichen lebendiger Demokratie und der Bereitschaft zur Mitwirkung an der politischen Willensbildung. Außerdem danke ich allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die sich in der Vorbereitung sowie am Wahlsonntag und im Anschluss bei der Auszählung engagiert haben und damit den reibungslosen Ablauf ermöglichten.“ Ausgezählt wurde im Rathaus bereits am Sonntag die Europawahl, am Montag folgten Kreistag, Gemeinderat und die Ortschaftsräte.
Info: Die Stadt Crailsheim hat in 28 Wahlbezirken 27.292 Wahlberechtigte für die Gemeinderatswahl. Davon haben 13.268 ihre jeweils bis zu 36 Stimmen abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 48,61 Prozent entspricht (2019: 44,7 Prozent). 503 ungültige Stimmzettel wurden gezählt (3,79 Prozent), im Umkehrschluss waren also 12.765 Stimmzettel gültig. Das entspricht 326.069 gültigen Stimmen.