Verkehrsuntersuchung Roßfeld
Zeit, dass sich (wieder) was dreht
Die Verwaltung hat eine Untersuchung des Verkehrsflusses in Roßfeld in Auftrag gegeben. Das Ergebnis lautet wenig überraschend, dass die Kapazitäten des Kreisverkehrs regelmäßig überschritten werden. Als Lösung kommen ein Turbokreisverkehr oder eine Ampelkreuzung in Betracht. Über das Für und Wider diskutierte der Bau- und Sozialausschuss.
325 Meter. So lang staut sich der Verkehr manchmal zur Rushhour am Kreisverkehr in Roßfeld. Das hat eine Untersuchung der BERNARD Gruppe ergeben, die von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben worden war. Ziel war es herauszufinden, wie hoch die Auslastung der Verkehrsknotenpunkte in dem Stadtteil sind, was die Auslöser für mögliche Probleme sind und wie eine funktionierende Lösung aussehen könnte. Konkret untersucht wurden die Kreuzungen bei Möbel Bohn, am Mediamarkt und Martha-McCarthy-Straße/Bgm-Demuth-Allee sowie die Kreisverkehre beim Kaufland sowie bei Procter & Gamble.
Knotenpunkte teils völlig überlastet
Die Ergebnisse präsentierten Dustin Ament und Sirwan Khaleefa vom beauftragen Büro nun im Bau- und Sozialausschuss. Dabei bestätigten sie das subjektive Gefühl, dass insbesondere der Kreisverkehr am Kaufland gerade zu Spitzenzeiten sowohl am Vormittag sowie am späten Nachmittag aufgrund der enormen Verkehrsdichte überlastet sei und auch ein Ausbau vor einigen Jahren nicht die gewünschte Entlastung brachte. Vor allem auf der Nord-Süd-Achse stehen die Fahrzeuge morgens wie abends Stoßstange an Stoßstange. In einem sechsstufigen Qualitätsranking taucht dabei am Kreisverkehr Roßfeld, aber auch an der Kreuzung Martha-McCarthy-Straße sowie am Kreisverkehr bei Procter & Gamble 9 von 16 Mal die schlechteste Stufe F auf. Ursächlich neben der grundsätzlich hohen Auslastung seien dabei auch die ampelgesteuerten Knotenpunkte, die zu einer Pulk-Bildung führen würden.
Experten tendieren zu großer Ampelanlage
Doch wie kann dieser neuralgische Punkt verbessert werden? Hier hatten die Experten nach der Auswertung aller Daten zwei Vorschläge, die sie dem Gremium vorstellten: ein Turbokreisverkehr oder eine Ampelkreuzung, wobei die Fachleute letztere präferieren würden. Beide Einrichtungen würden den Verkehrsfluss gleichermaßen deutlich verbessern und die Staulängen massiv verkürzen. Unterschiede sieht die Untersuchung bei den Kosten. Hier schlägt die Ampelanlage bei einer groben Schätzung mit 600.950 Euro zu Buche, während ein Turbokreisverkehr 804.916 Euro kosten könnte. Zudem sei ein geringerer baulicher Eingriff nötig und eine Koordinierung mit umliegenden Ampeln durch intelligente Schalttechnik möglich. Als schwierig betrachten die Ingenieure die Bauweise des Kreisverkehrs, der mehrspurig sein müsste und vor allem ortsunkundige Autofahrer schnell überfordern könnte. Also stehen die Zeichen auf Grün?
Ausschuss sorgt sich um mangelnde Ampelintelligenz
So schnell ließen sich der Ausschuss sowie Sozial- & Baubürgermeister Jörg Steuler von dem Lösungsvorschlag nicht überzeugen. „Die Verwaltung ist sehr überrascht, dass eine Ampel so viel günstiger sein soll“, sagte Steuler und fragte in Richtung Untersuchungsbüro „Ist das System der Ampel stabil genug, dass auch, wenn der PC spinnt, kein Chaos entsteht? Hier sind wir durch die Anlagen im Alten Postweg sowie Goethestraße gebrandmarkt.“ Dustin Ament erwiderte, dass sich das System, sollte die Software sich aufhängen, in ein Grundprogramm zurückspringen würde. Sorgen um die Intelligenz der Anlage und deren möglichen Folgen machten sich auch die Ausschussmitglieder. „Die Strecke ist Teil der Umleitung auf der A6. Ist die Ampel intelligent genug, den erhöhten Verkehr zu erkennen und sich anzupassen? Ich habe erhebliche Zweifel, dass die Koordinierung der dann drei Ampeln in dem Gebiet funktioniert“, merkte Roßfelds Ortsvorsteher Hartmut Werny an. Tatsächlich seien die Möglichkeiten des Systems begrenzt, räumte Ament ein: „Die Anlage kann bei einer stärkeren Verkehrsbelastung die Grünphasen automatisch verlängern, aber gerade, wenn der Verkehr links abbiegen muss, was hier der Fall wäre, wird es schwierig.“
CDU-Fraktionschef Wolfgang Lehnert erinnerte sich an frühere Zeiten, als bereits eine Ampelanlage dort installiert war und sich der Verkehr bis zum Roten Buck zurückstaute: „Es ist es wert, dass wir uns das Ganze näher anschauen und ich hoffe, dass wir im nächsten Haushalt 2025/26 hier etwas hingekommen.“ Angesichts des Rückstaus, der abends teils bis nach Maulach reiche, seien viele Menschen betroffen, weshalb man die Sache angehen müsste. Ähnlich sah das auch Roland Klie von der SPD, der sich für die Fortführung der Planungen aussprach.
Und Heiko Feudel, AWV, stellte fest: „Egal, was wir hier tun. Das grundsätzliche Problem bleibt, da wir viel Verkehr dort haben. Es gibt keine Lösungen, nur eine Minderung. Eine Umgehung ist unumgänglich, aber die liegt nicht in unseren Händen.“ In eine ähnliche Kerbe schlug Christian Hellenschmidt von den GRÜNEN, dessen Fraktion das Thema kritisch sieht: „Wir sprechen von einem Verkehrspunkt und würden das Thema möglicherweise lediglich um 100 Meter verschieben, wenn wir hier aktiv werden. Daher wollen wir eine Analyse des Gesamtverkehrs in Crailsheim.“ Für Peter Gansky (BLC) wäre der Bau einer Ampel klar ein „Rückfall in die Steinzeit“.
Entscheidung im Herbst
Jörg Steuler hörte sich den Austausch der Stadträte aufmerksam an. Sein Fazit: „Wir haben früher zu viel gespart und der heutige Kreisverkehr ist in seinem Durchmesser zu klein. Die Verwaltung wird nun alle Daten prüfen und möchte dem Gemeinderat zeitnah eine Empfehlung für einen Turbokreisverkehr oder doch die Ampelanlage geben.“ Voraussichtlich im Herbst wird das Gremium dann wieder beraten und entscheiden, ob es in Roßfeld in den kommenden Jahren tatsächlich gelingt, dass sich hier wieder etwas mehr die Räder drehen.