Musikerehrung
Viel Talent und noch mehr Begeisterung
Bei der Musikerehrung der Stadt Crailsheim im Ratssaal konnte Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer zahlreiche Musikerinnen und Musiker ehren. Die Auszeichungen wurden in drei Kategorien vergeben.
Wenn das Musikinstrument größer als der Musiker ist, die Auszeichnungen kaum in zwei Hände passen und eine begeisterte Laudatio gehalten wird, dann steht fest: Bei der Musikerehrung der Stadt Crailsheim in der vergangenen Woche war wieder einmal geballtes Talent und Können im Ratssaal versammelt. Die Rede ist hier zunächst einmal vom elfjährigen Gavin Wildfellner, der nicht nur den Anfang im Reigen der Geehrten machte, sondern mit insgesamt drei Ehrungen auch als „Rekordjäger“ des Abends auf der Bühne stand.
Nachdem Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer den Abend eröffnete und mit „Wettbewerbe“, „besondere musikalische Aktivitäten“ und „Sonderpreise“ die drei Kategorien vorstellte, für die die Musikerinnen und Musiker geehrte werden sollten, meinte er: „Nun wird es Zeit, dass die Musik zu Wort kommt.“ Die Schülerinnen und Schüler sowie Eltern, Lehrkräfte und Freunde der Konrad-Biesalski-Schule und der Astrid-Lindgren-Schule ließen sich das nicht zweimal sagen und stimmten die Gäste mit ihrer mitreißenden Begeisterung musikalisch auf den Abend ein.
Erfolgreich in Wettbewerben
„Bestimmt sind alle schon gespannt, welche Ehrungen wir heute vornehmen dürfen, und deshalb möchte ich auch gleich mit der ersten Kategorie beginnen“, meinte Musikschulleiterin Barbara Kochendörfer im Anschluss und bat zur Ehrung für Erfolge bei überregionalen Wettbewerben den eingangs schon erwähnten Gavin Wildfellner aus Ingersheim auf die Bühne. Der Elfjährige hatte zunächst Kontrabassunterricht an der Musikschule Crailsheim und wechselte später an die Musikschule Ellwangen. Im Rahmen des Limus-Wettbewerbes in Schwäbisch Hall setzte sich Wildfellner 2022 im Finale als Gesamtsieger durch, begleitet am Klavier von seiner Mutter, der Pianistin Jia Jia. Kaum die Bühne verlassen, wurde der Elfjährige auch schon wieder hinaufgebeten – als Teilnehmer von Jugend musiziert hatte er beim Landeswettbewerb einen ersten Preis mit der Höchstpunktzahl erreicht. Der Kreßberger Trompeter Paul Ziegler und sein Duopartner am Klavier, Leonhard Volk, beide an der Musikschule Crailsheim unterrichtet, erreichten beim Landeswettbewerb ebenfalls einen ersten Preis und wurden gemeinsam mit Wildfellner geehrt. Um von der Theorie in die Praxis zu wechseln und eine Vorstellung des musikalischen Könnens zu bekommen, spielte anschließend Gavin Wildfellner am Kontrabass gemeinsam mit seiner Mutter Jia Jia am Klavier Peter Tschaikowskys Chanson Triste und erntete langanhaltenden Applaus.
Ziel: Gemeinsames Singen
Die nächste Kategorie, die Ehrung für besondere musikalische Aktivitäten, wurde in drei Bereiche eingeteilt: Schulen, Kooperationen und Aktivitäten mit Nachhaltigkeit, Integration oder auch Inklusion. Bei den Schulen gab es gar zwei Nominierte, den Projektchor „Together – Chor.Leben.“ und das Modellprojekt „KlingSing“ der Astrid-Lindgren-Schule, der Konrad-Biesalski-Schule und Tabea Reichert von der Musikschule Crailsheim. „Gewonnen hat der Projektchor ,Together‘“, verkündete Oberbürgermeister Grimmer und Musikschulleiterin Kochendörfer verlor einige Worte über den transkulturellen Jugendchor unter Leitung von Jacinta Pereira, der im Jahr 2021 gegründet wurde. „Das Projekt verfolgt das Ziel, auch Jugendliche, die bisher noch nie in einem Chor gesungen haben, für gemeinsames Singen zu begeistern. So können junge Menschen eine Gemeinschaft erleben, in der es nicht auf die geographische, ethnische, ökonomische oder soziale Herkunft, Hautfarbe, Bildungsnähe oder Religionszugehörigkeit ankommt, sondern es einzig darum geht, miteinander Musik zu machen“, sagte Kochendörfer.
Einen nach wie vor aktuellen, wenn auch nicht gerade schönen Hintergrund hatte die Ehrung für besondere Kooperationen: Die Stadtkapelle unter Leitung von Musikdirektor Franz Matysiak hatte im März 2022 ein denkwürdiges Benefizkonzert unter dem Motto „Die Gedanken sind frei“ im Hangar aufgeführt, bei dem die gespielten Werke einen Bezug zur Ukraine hatten – „einem Land, das sich auch jetzt noch gegen den russischen Angriffskrieg wehrt. Herzlichen Dank für dieses nicht selbstverständliche Engagement“, meinte Kochendörfer und Oberbürgermeister Grimmer überreichte die Ehrung stellvertretend für die Stadtkapelle an den ersten Vorsitzenden Steffen Meiser.
„Aktivitäten mit Nachhaltigkeit, Integration oder Inklusion sind in unserer heutigen Zeit wichtig wie selten zuvor“, sagte Kochendörfer weiter und stellte die zwei Nominierten in dieser Kategorie vor: den Internationalen Chor der vhs Crailsheim sowie das musikalische Inklusionsprojekt der Konrad-Biesalski-Schule mit der Astrid-Lindgren-Schule. Das Rennen machte der vhs-Chor und Martin Dilger, Leiter der Volkshochschule, nahm die Ehrung stellvertretend für Jacinta Pereira entgegen. „Der Chor lebt von der Unterschiedlichkeit seiner Mitglieder – er ist wirklich so integrativ, wie er international ist“, sagte Kochendörfer.
Dritte Auszeichnung für jungen Musiker
Nach einer weiteren musikalischen Einlage von Trompeter Paul Ziegler und Jia Jia am Klavier folgten die Ehrungen für die Musikerin bzw. den Musiker des Jahres, das Ensemble des Jahres und die Ehrung für das Lebenswerk. Als der Leiter der Musikschule Ellwangen, Urban Weigel, als Laudator auf die Bühne trat, war vielen Anwesenden bereits klar: Gavin Wildfellner würde sich die dritte Auszeichnung an diesem Abend holen, und zwar die als Musiker des Jahres. Auch das Ensemble des Jahres bekam einen eigenen Laudator: Gerhard Neidlein als Ortsvorsteher von Onolzheim kam diese Ehre zuteil. „Am 1. August 1922 haben sich sieben Männer getroffen und die Musikkapelle gegründet. Sie haben sich schnell einen Namen erworben, die Kapelle hat die schwere Zeit unter dem Zweiten Weltkrieg überstanden und 1957 wurde sie dann schließlich Musikverein Blaskapelle Onolzheim genannt“, sagte Neidlein und verriet damit auch schon den Namen des geehrten Ensembles. „Ich bin sehr stolz, als Vereinsvorsitzender hier sein zu dürfen. Es ist nicht alltäglich, dass eine Blaskapelle hier oben steht – als Exote zwischen den anderen Musizierenden“, bedankte sich Vereinsvorsitzender Olaf Walch, als er die Auszeichnung entgegennahm.
Ein Leben für die Musik
Jemanden für sein Lebenswerk zu ehren, sei immer besonders, meinte Kochendörfer, als sie zur nächsten und letzten Ehrung des Abends überging. Ulrike Durspekt Weiler übernahm die Laudatio und ging auf die besonderen Fähigkeiten und Verdienste des Geehrten ein: „Er hat in Stuttgart Schulmusik studiert, war im Beruf sehr engagiert und mit viel Liebe und noch mehr Geduld dabei. Freude an der Musik zu haben und sie anderen Menschen zu schenken, darum dreht sich die Musikbegeisterung des Geehrten“, sagte sie und spätestens, als sie erwähnte, dass der Preisträger vor der Coronapandemie jedes Jahr ein großes Konzert organisiert und dirigiert hat und 15 Jahre lang das Programm der Konzertgemeinde Crailsheim mitgestaltet hat, wussten wohl fast alle im Ratssaal, um wen es ging: Hanns-Hermann Lohrer. „Vielen Dank für die netten Worte. Ein afrikanisches Sprichwort besagt, dass die Erziehung eines Kindes eines ganzen Dorfes bedarf. So ist das auch, wenn man einen Musikpreis gewinnen will. Es gibt viele, bei denen ich mich bedanken möchte“, sagte Lohrer und beendete den offiziellen Teil des Abends am Violoncello gemeinsam mit Udo von Wilpert an der Flöte und Jia Jia am Klavier bei einer Sonate von Benedetto Marcello.