Schule trifft Rathaus

Ein Tag voller Politik und Engagement

Fünf Personen vor eienr Leinwand sitzen auf Stühlen
(von rechts) Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer und Sozial- & Baubürgermister Jörg Steuler stellten sich den Fragen der LSS-Schülerinnen, moderiert von Rebecca Haas von der LpB-Außenstelle Ludwigsburg.

Am Aktionstag „Schule trifft Rathaus“ hatten die Schülerinnen und Schüler der Leonhard-Sachs-Schule (LSS) in Crailsheim die Gelegenheit, tief in die Kommunalpolitik einzutauchen. Ziel des Tages war es, den Jugendlichen nicht nur theoretisches Wissen über die kommunalpolitischen Strukturen zu vermitteln, sondern ihnen auch konkrete Wege aufzuzeigen, wie sie aktiv an der Gestaltung ihrer Gemeinde mitwirken können. Organisiert wurde der Tag im Ratssaal von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB), mit dabei waren auch Kommunalpolitiker aus Crailsheim.

Rede und Antwort standen Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer sowie Sozial- & Baubürgermeister Jörg Steuler, die sich auf alle Fragen der Jugendlichen der LSS einließen. Auch die beiden Vorsitzenden des Jugendgemeinderats, Xavier Szymanski-zwadlo und Klara Klunker, berichteten von ihrer Arbeit. Klassenlehrerin Aysun Keser und Gemeinschaftskundelehrer Frank Döring hatten den Tag mit der LpB organisiert und die Jugendlichen vorbereitet. Die beiden freien Mitarbeiterinnen der LpB-Außenstelle Ludwigsburg, Leonie Zucker und Rebecca Haas, vertieften für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a und der Klasse 10 der Leonhard-Sachs-Schule die Grundlagen der Kommunalpolitik. Dazu nutzten sie anschauliche Bildimpulse und stellten politische Akteure und die Aufgaben in der Kommune vor. Nach einer kurzen Pause sammelten die Schülerinnen und Schüler mit diesem Wissen Ideen für ihre „Traumgemeinde“ und diskutierten die Realisierbarkeit und Prioritätensetzung dieser Vorschläge.

Diskussion mit Bürgermeistern
In der anschließenden Gesprächsrunde mit Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer und Sozial- & Baubürgermeister Jörg Steuler standen diverse Themen im Mittelpunkt. Besonders die ärztliche Versorgung in Crailsheim und der geplante Umzug des Medizinischen Versorgungszentrums nach Stimpfach sorgten für Fragen. Bürgermeister Steuler erklärte, dass die Kassenärztliche Vereinigung für die ärztliche Versorgung zuständig sei. „Diese Sitze sind nicht auf Stadtgrenzen beschränkt, sondern weiter gefasst. Das liegt in der Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigung, mit der ich aber wegen des MVZ Kontakt aufnehmen werde.“

Auch die digitale Ausstattung und die Toilettensituation an der LSS waren wichtige Anliegen der Jugendlichen. Oberbürgermeister Grimmer betonte, dass ein Neubau der Schule geplant sei und daher nicht alles sofort erneuert werde. Steuler ergänzte: „Aber die Toiletten müssen schon in Ordnung sein, das nehmen wir auf jeden Fall mit.“

Ein Gruppenfoto im Ratssaal zum Abschied durfte nicht fehlen.

Einkaufen und Sicherheit
Ein weiteres Thema war die Einkaufssituation in Crailsheim. Die Jugendlichen wünschten sich mehr Shopping-Möglichkeiten und eine attraktivere Innenstadt. Oberbürgermeister Grimmer erklärte, dass dies teilweise den Vorstellungen der Kommune entspreche und Maßnahmen wie der Verkehrsversuch dazu beitragen sollen, die Innenstadt zu beleben. Ein Einkaufszentrum sei am Standort des jetzigen Finanzamts vielleicht denkbar, aber erst nach dessen Neubau, was frühestens 2028 möglich sei. „Der Einzelhandel hat es zunehmend schwerer, auch durch den Online-Handel. Leerstand gibt es in allen deutschen Kommunen, das ist kein Crailsheimer Problem“, so Grimmer. Bürgermeister Steuler fügte hinzu, dass die Stadt nicht der Eigentümer der Gebäude sei und somit nicht direkt entscheiden könne, wer dort einziehe. „Darüber müssen wir uns mehr Gedanken machen, mit dem Gemeinderat, ob wir nicht Gebäude als Stadt kaufen, um dann als Vermieter Einfluss auf die Laden- und Angebotspalette der Stadt zu haben.“

Die Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt waren ebenfalls wichtige Themen. Steuler und Grimmer versicherten, dass sich der kommunale Ordnungsdienst und der städtische Baubetriebshof um diese Anliegen kümmern würden. „Wer etwas sieht und melden möchte, kann das über unsere Homepage machen. Da gibt es die Kachel ‚Mitgestalten‘. Ich mache das auch oft, wenn mir etwas auffällt,“ sagte Grimmer. Die Jugendlichen wollten wissen, warum an besonders auffälligen Standorten keine Kameras installiert würden und warum die Polizei nicht härter durchgreifen würde, gerade bei Vape- oder Alkoholvergehen. Jörg Steuler betonte, dass die Polizei mit der Stadt zusammenarbeite, aber dem Land Baden-Württemberg unterstehe. Und Kameras könnten nicht einfach aufgehängt werden, erklärte Grimmer, das habe unter anderem mit dem Datenschutz zu tun.

BVB versus Bayern
Überraschungsfragen der Jugendlichen führten zu humorvollen Momenten, wie die Frage nach den Lieblingsfußballvereinen der Bürgermeister. Grimmer outete sich als Bayern München-Fan, während Steuler Borussia Dortmund bevorzugt, was zu einem lachenden Austausch führte. „Wir sind meistens einer Meinung, aber mein Verein ist der BVB, der hat wenigstens auch unsere Stadtfarben,“ scherzte Steuler, was Grimmer lachend bestätigte.

Am Ende des abwechslungsreichen Austauschs bedankte sich Oberbürgermeister Grimmer für das große Interesse und die vielen Fragen zur Kommunalpolitik. „Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und wenn Sie beruflich gerne etwas bei der Stadt machen wollen, kommen Sie gerne auf unsere Personalabteilung zu, wir haben ein breites und sehr interessantes Angebot verschiedener Berufe“, sagte er.

Abschließend stellten die Vorsitzenden des Jugendgemeinderats, Xavier Szymanski-Zwadlo und Klara Klunker, ihre Arbeit vor, was für die Jugendlichen der Leonard-Sachs-Schule ein interessanter Abschluss auf Augenhöhe war und einigen wurde klar – Kommunalpolitik und Verwaltungsarbeit hängen nicht unbedingt vom Alter ab.

(Erstellt am 16. Juli 2024)