Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr
In jeder Lage handlungsfähig
Am vergangenen Freitag fand die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Crailsheim statt. Die Redner würdigten das große Engagement der Freiwilligen Feuerwehr und betonten immer wieder die privaten Entbehrungen und Belastungen, die der ehrenamtliche Einsatz für die Gesellschaft mit sich bringe und der ohne die Unterstützung von Familie und Arbeitgebern kaum stemmbar sei. Neben den Berichten des Stadtbrandmeisters Armin Klingenbeck und des Stadtjugendwarts Bernd Otterbach standen Beförderungen, Verpflichtungen, Verabschiedungen und zahlreiche Ehrungen auf dem Programm.
Im Namen der ausrichtenden Abteilung Goldbach begrüßte der Goldbacher Ortsvorsteher, Karl Druckenmüller, die zahlreich erschienenen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden im Stadtteil Ingersheim. Druckenmüller, der selbst auf 45 Dienstjahre zurückblickt, betonte die Herausforderungen, die der Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr mit sich bringt und dankte den Familien für ihr Verständnis. Er appellierte an eine angemessene Wertschätzung für den Einsatz aller Ehrenamtlichen, die den Feuerwehrdienst zusätzlich zu ihrem Beruf zum Wohle der Stadt ausüben.
Gute Entwicklung in der Gesamtwehr
Stadtbrandmeister Armin Klingenbeck freute sich über eine gute Entwicklung des Personalstands in der Wehr. Zum Jahresende 2023 verzeichnete die Gesamtwehr 339 aktive Mitglieder, darunter 38 Feuerwehrfrauen. Zehn Feuerwehrkameradinnen wechselten im vergangenen Jahr aus der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst und verstärken die Freiwillige Feuerwehr Crailsheim. Der Frauenanteil beträgt nun 12,5 Prozent in der Wehr. Das Ziel liegt bei 20 Prozent und könne voraussichtlich noch in dieser Dekade erreicht werden, prognostiziert Klingenbeck. Die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger absolvierten acht Feuerwehrangehörige. Die Jugendfeuerwehr verzeichnete einen Rückgang (-15), da einige Mitglieder in den aktiven Dienst wechselten, was die zahlreichen Verpflichtungen im späteren Verlauf des Abends bewiesen und der Stadtbrandmeister stolz mit dem Ausspruch „Hier steht die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr Crailsheim“ quittierte. Mit derzeit 82 Mitgliedern ist die Jugendfeuerwehr Crailsheim die zweitgrößte Gruppe in der Raumschaft Heilbronn-Franken. Erfolgreich waren die Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal und die Ausbildungen auf Kreisebene. Einen „besonders guten Lauf“ verzeichnete die Crailsheimer Feuerwehr in der Ausbildung von 18 Truppführern, die nun im Ernstfall Verantwortung übernehmen. Die zahlreich erworbenen Leistungsabzeichen in Bronze und Gold sprachen ebenfalls von einer höchst motivierten und einsatzbereiten Wehr.
Das Jahr mit den meisten Einsätzen
„Das war in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Crailsheim das Jahr mit den meisten Einsätzen“, berichtet Stadtbrandmeister Armin Klingenbeck. Zu insgesamt 319 Einsätzen rückten die Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr im vergangenen Jahr aus. Im Vorjahr waren es noch 272 Einsätze. Glücklicherweise kam es zu keinem Großbrand im Stadtgebiet. Die Anzahl der Mittelbrände und Überlandhilfen sank. Die Anzahl technischer Hilfeleistungen stieg im Vorjahresvergleich fast um das Doppelte. Darunter sei ein deutlicher Anstieg an Wohnungsöffnungen erkennbar. Bei 68 Brandeinsätzen und 93 technischen Hilfeleistungen konnten im vergangenen Jahr 36 Personen gerettet werden. Vier weitere wurden tot geborgen.
Für Erheiterung während der Versammlung sorgten die Tierrettungen. Mal wurde im vergangenen Jahr ein Hund aus einem Mülleimer befreit und dann die Jungstörche nach Dauerregen vom Rathausdach gerettet. Als die Feuerwehr eine Enten-Mutter und ihre Küken von einem Balkon in die Jagst eskortierte, wurde der Stadtbrandmeister kurzerhand zum Geflügel-Experten, um die rechtlichen Hintergründe nicht außer Acht zu lassen. „Wir haben hier Tiere in der Stadt und als Feuerwehr handeln wir“, fasst Klingenbeck die Einsätze zusammen.
Insgesamt 108 Fehlalarmierungen bremsten die Euphorie über sinkende Zahlen aus dem Vorjahr. Es komme häufiger vor, dass Brandmeldeanlagen mit veralteter Technik ausgestattet sind, die zu Fehlalarmierungen führen. Man werde im kommenden Jahr verstärkt auf überalterte Technik in den Betrieben achten. Besonders verdrossen zeigte sich Armin Klingenbeck über 16 böswillige Alarmierungen, die einer Person zugeordnet werden konnten. Normal seien zwei bis drei böswillige Alarmierungen im Jahr.
2023 wurden 19 Brandsicherheitswachen durchgeführt. Dabei waren 177 Einsatzkräfte nach minutenscharfer Berechnung 1.323 Stunden im Einsatz. Ein leichter Anstieg, da die Freiwillige Feuerwehr durch die neue Situation mit nur einem Bierzelt beim Fränkischen Volksfest besondere Vorsicht walten ließ. Am Volksfest gab es keinen Einsatz. Der Stadtbrandmeister sprach den Kameradinnen und Kameraden seinen besonderen Dank dafür aus, dass auch am Volksfest, einem für alle Crailsheimerinnen und Crailsheimer sehr wichtigen Fest, die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt gewesen sei. Gleichzeitig stellte Klingenbeck vor den Versammelten die Frage, ob es notwendig sei, das Ehrenamt für Aufgaben wie das Einschalten der Beleuchtung am Hubschrauberlandeplatz vor Goldbach „auszunutzen“. „Wir helfen jedem, wenn es notwendig ist. Doch was ist alles notwendig?“, resümierte Klingenbeck kritisch.
Blick in die Statistik
Spannende Einblicke lieferte der Stadtbrandmeister in einer Einsatzstatistik, die eine Verteilung der Einsätze auf Monate, Wochentage und Tageszeiten zeigte. Dabei wurde deutlich, dass vor allem in der heißen, trockenen Jahreszeit während der Sommermonate Juni und Juli die meisten Einsätze stattfinden. Bei den Wochentagen sei der Dienstag der vermeintlich „sicherste“ Tag der Woche. An allen anderen Tagen zeigte die Statistik eine ähnlich hohe Einsatzrate. Die Stundenverteilung verdeutlichte, dass es tagsüber zwischen 7.00 Uhr und 20.00 Uhr zu den meisten Einsätzen kommt. Klingenbeck dankte den Arbeitgebern, die das nötige Verständnis für die Feuerwehr aufbrachten. Während der Regelarbeitszeit (Mo. bis Fr. von 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr) fanden 122 Einsätze statt. „Wir können so gewährleisten, jeden Tag innerhalb von 20 Minuten rund 100 Feuerwehrmänner und -frauen auf die Straße zu bringen“, betont der Kommandant stolz.
Im Jahr 2023 haben 6.645 Einsatzkräfte 8.639 Stunden angedient. Damit waren im Durchschnitt jeden Tag 18 Einsatzkräfte 1,3 Stunden im Einsatz. Zum Ende seines Berichts informierte Klingenbeck über die laufenden Fahrzeugbeschaffungen.
45 Jahre Jugendfeuerwehr
Stadtjugendwart Bernd Otterbach freute sich über viele neue Gesichter in der Jugendfeuerwehr und betonte das große ehrenamtliche Engagement, das 42 Betreuerinnen und Betreuer in den Nachwuchs investieren. Er berichtete vom beliebten Zeltlager in Beimbach, wo rund 40 Kinder drei actionreiche Tage erlebten und von einem spannenden Berufsfeuerwehrtag. Beim Familienfest der Firma Voith übernahm die Jugendfeuerwehr die Bewirtung mit Getränken und brachte mit ihrer Spritzwand und einem Löschfahrzeug Kinderaugen zum Leuchten. Am Hammeltanz versorgten sie die Besucherinnen und Besucher an ihrer Grillbude. Darüber hinaus präsentierte sich die Jugendfeuerwehr bei der Aktion „mensch FiRST“ im Advent mit einem unterhaltsamen Video. Auch die Weihnachtsbaum-Sammelaktion wurde wieder durchgeführt. „Vor 45 Jahren wurde die Jugendfeuerwehr in Crailsheim gegründet. Das bietet dieses Jahr sicher noch den ein oder anderen Grund zum Feiern“, fügt der Stadtjugendwart abschließend hinzu.
Unverzichtbare Säule der Gemeinschaft
Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer sprach der Freiwilligen Feuerwehr seinen „größten Dank und höchste Wertschätzung“ aus. Er betonte, dass aus der Einsatzstatistik hervorgehe, dass die Feuerwehr vor allem in den Sommermonaten sowie zu Mittags- und Abendstunden gefragt gewesen sei. Zeiten, in denen die meisten Bürgerinnen und Bürger Erholung suchen. „Jederzeit stehen Sie bereit, um unsere Stadt sowie ihre Bewohnerinnen und Bewohner vor Gefahren zu schützen und in Notlagen zu helfen. Sie setzen Ihre eigenen Leben aufs Spiel, ohne zu zögern, um uns in unseren dringendsten Momenten beizustehen und uns Sicherheit zu geben“, betonte Dr. Grimmer und freute sich umso mehr über die gestiegene Anzahl an Feuerwehrmänner und -frauen. Auch die Jugendfeuerwehr hob der Oberbürgermeister an diesem Abend hervor und unterstrich die Rolle der Jugendabteilung für die aktive Wehr. „Die Freiwillige Feuerwehr Crailsheim ist eine unverzichtbare Säule unserer Gemeinschaft und ein lebendiges Beispiel für den Zusammenhalt, der in unserer Stadt besteht“, so der Oberbürgermeister. Seine Aufgabe sei es, der Feuerwehr „den Rücken freizuhalten“, damit der Dienst an der Gemeinschaft reibungsfrei und effektiv möglich sei. Mit dem geplanten Ausbau der Feuerwache II werde ein wichtiger Schritt des Feuerwehrbedarfsplans umgesetzt und auch die Vergabe der Ausstattung und Umsetzung der Atemschutzwerkstatt stehe daher in der nächsten Gemeinderatssitzung auf der Tagesordnung.
Im Anschluss nahm Dr. Grimmer die Beförderungen von 13 Ehrenamtlichen vor.
Neue Aufgaben und veränderte Gefährdungslage
Kreisbrandmeister Joachim Wagner überbrachte die Grüße des Landrats Bauer und berichtete von den Ausbildungen auf Landkreisebene. Angesichts unterschiedlicher Veränderungen der Gefährdungslagen kommen immer wieder neue Herausforderungen auf die Feuerwehren zu. So steige beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, im Einsatz mit alternativen Antrieben konfrontiert zu sein. Doch auch die Speichertechnik in Gebäuden sowie die Themen Holzbau und Klimaerwärmung mit einer deutlichen Zunahme von Vegetationsbränden oder Hochwassereinsätzen stellen die Feuerwehr vor neue Aufgaben. Wagner berichtete weiter von erfolgreichen Leistungsabzeichen und dem beschlossenen Kreisfeuerwehrbedarfsplan, mit dem der Landkreis direkt in das Feuerwehrwesen und den Bevölkerungsschutz investiert. Im Anschluss an seinen Bericht verlieh der Kreisbrandmeister die Ehrungen des Landes Baden-Württemberg für 15, 25 und 40 Dienstjahre an 15 Feuerwehrangehörige für ihr langjähriges Engagement im Ehrenamt.
Keine Selbstverständlichkeit
Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, Alfred Fetzer, überbrachte die Grüße der Nachbarwehren und berichtete von der Arbeit im Verband. Er kritisierte, dass der Dank für die Feuerwehr oft zu kurz komme und die Arbeit der Feuerwehr in unserer Konsumgesellschaft als Selbstverständlichkeit gelte. Er appellierte daher an die Wertschätzung der Feuerwehr: „Und sei es nur mit dem Einrichten einer Rettungsgasse auf der Straße.“ Fetzer stellte außerdem fest, dass der Umgangston immer rauer werde. Daher bat er die Feuerwehrangehörigen, sich weiterhin für die Ziele der Feuerwehr einzusetzen. Dazu zählen vor allem: Kameradschaft, Toleranz, füreinander da zu sein und gemeinsam anderen zu helfen. Er betonte: „Bitte haltet zusammen, löst Probleme freundschaftlich und immer mit gegenseitiger Wertschätzung trotz unterschiedlicher Meinung. Tragt diesen Geist hinaus in die Gesellschaft, das ist wichtiger denn je.“ Nach seinem Plädoyer für die Werte der Feuerwehr nahm Fetzer hochrangige Ehrungen vor: Armin Stegmeier erhielt das Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes in Silber. Antje Belschner und Wolfgang Meißner wurden mit dem Deutschen Feuerwehrehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet.
Friedrich Lober, Martin Reiß und Thomas Haberkorn verabschiedet
So wie die Verpflichtung einen hohen Stellenwert in den Reihen der Feuerwehr einnimmt, gehört auch die Entpflichtung langjähriger und verdienter Feuerwehrkameraden dazu. Nach der Verpflichtung von 26 Feuerwehrangehörigen per Handschlag bat Stadtbrandmeister Armin Klingenbeck drei verdiente Feuerwehrkameraden nach vorn. Er attestierte Friedrich Lober (32 Dienstjahre), Martin Reiß (46 Dienstjahre) und Thomas Haberkorn (46 Dienstjahre) ebenfalls per Handschlag: „Sich gesund und pflichtbewusst in den Dienst der Gesellschaft stellen, das ist das Ziel!“
Klingenbeck schloss die Jahreshauptversammlung mit der Ankündigung, dass die Umrüstung auf Digitalfunk in einer schnellen Aktion unter der Prämisse erledigt werde, dass kein Fahrzeug ausfällt und die Freiwillige Feuerwehr zu jeder Zeit einsatzbereit bleibt.