Hangar-Anbau als möglicher MVZ-Standort

Gemeinderat legt Verhandlungen auf Eis und beschließt Alternativprüfung

Rechte Seite Hangar, linke Seite künftig MVZ? Für die Stadtverwaltung durchaus machbar, doch der Gemeinderat hat Bedenken.

In nichtöffentlicher Sitzung hat die Stadtverwaltung den Gemeinderat über Pläne zum Verkauf eines Nebengebäudes am Hangar an die Hägele & Frank Grundstücksverwaltungs GmbH zur künftigen Nutzung als MVZ in Crailsheim informiert. Anstelle diesen Prozess positiv zu begleiten, hat das Gremium weitere Alternativprüfungen beschlossen, die bei Umsetzung eine Verzögerung der Pläne bis ins Jahr 2027 bedeuten und die hausärztliche Versorgung in Crailsheim gefährden könnte.

Der Gemeinderat hat in der nichtöffentlichen Sitzung am Mittwoch der vergangenen Woche die weit fortgeschrittenen Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und Dr. Kim Hägele sowie Dr. Benjamin Frank als Vertreter des MVZ Altenmünster in der Gaildorfer Straße zum Verkauf des direkt an den Hangar angebauten ehemaligen Autohauses zunächst auf Eis gelegt. Stattdessen soll die Verwaltung die Modalitäten für den Erwerb von zwei anderen Objekten prüfen, die im Anschluss „zu einem attraktiven Kaufpreis oder zur Miete“ angeboten werden können. Wenn dieser Ansatz erfolglos bleiben sollte, wurde die Verwaltung beauftragt, die Verhandlungen über das Objekt neben dem Hangar wieder aufzunehmen – dann allerdings mit dem Ziel der Vermietung des Gebäudes.

Lange Verhandlungshistorie
Wegen der sehr beengten Räumlichkeiten am aktuellen Standort der Praxis haben Stadtverwaltung und Inhaber mehrere Standorte für eine Neuansiedlung geprüft. Im Februar 2023 hatte der Gemeinderat dann schließlich dem Verkauf eines gewerblichen Bauplatzes in Ingersheim an die Hägele & Frank Grundstücksverwaltungs GmbH zugestimmt. Einige Wochen später informierten die Geschäftsführer die Verwaltung, dass ein Neubau aufgrund gestiegener Baupreise und Zinsen ohne staatliche oder kommunale Förderung nicht realisierbar sei. Mit Nachdruck verfolgte die Verwaltung in enger Abstimmung mit Dr. Hägele und Dr. Frank im Anschluss die Prüfung möglicher weiterer Alternativen. Hierbei kristallisierte sich nach einer gemeinsamen Besichtigung im vergangenen Jahr das an den Hangar Event Airport in Richtung Friedrich-Bergius-Straße angebaute Gebäude als bevorzugte Lösung heraus.
 Verwaltung sieht Synergiemöglichkeiten
Aufgrund der vorhandenen Flächen und Parkmöglichkeiten sowie vorwiegend unterschiedlicher Betriebszeiten eines medizinischen Versorgungszentrums und einer hauptsächlich in den Abendstunden und am Wochenende betriebenen Veranstaltungsstätte wurden von der Hägele & Frank Grundstücksverwaltungs GmbH sowie der Stadtverwaltung Synergien und gemeinsame Nutzungsmöglichkeiten gesehen, allen voran hinsichtlich bestehender Parkflächen. Nach der weiteren Klärung zur Abgrenzung des Kaufobjekts sowie einer ungefähren Wertberechnung informierte die Verwaltung den Gemeinderat erstmals in der nichtöffentlichen Sitzung Mitte Dezember 2023 über das Kaufinteresse der Hägele & Frank Grundstücksverwaltungs GmbH.

Gemeinderat tritt auf die Bremse
Zur Überraschung der Verwaltung wurden hierbei erhebliche Bedenken hinsichtlich eines Verkaufs des Anbaus vorgebracht. Potentielle Nutzungskonflikte mit dem als Stadthalle genutzten Hangar wurden deutlich anders bewertet und das Vorgehen der Verwaltung kritisiert. „Für uns ist es kein ‚entweder – oder‘, sondern ein ‚sowohl – als auch‘“, betont Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer. Natürlich habe die Verwaltung im Blick, den Fortbestand und Weiterbetrieb des Hangars als Veranstaltungsstätte nicht zu gefährden. „Aber ich bin überzeugt, dass eine gute Koexistenz von Hangar und MVZ möglich ist. Umso überraschter bin ich, dass die Mehrheit des Gremiums die weitere hausärztliche Versorgung in Crailsheim aufs Spiel setzt, indem die potentielle Lösung weiter verzögert, vielleicht sogar ganz riskiert wird.“ Das MVZ Altenmünster sichere nach eigenen Angaben aktuell rund die Hälfte der hausärztlichen Versorgung in Crailsheim.

Verzögerungen bis 2027 möglich
Der nun vorgegebene Weg der Alternativenprüfung bedeutet, dass die Stadt selbst finanzielle und personelle Ressourcen in die Hand nehmen muss, um eventuell ein Gebäude zu erwerben, zu ertüchtigen und zu vermieten. Hiermit würde sich aufgrund haushaltsrechtlicher Bedingungen und verwaltungsrechtlicher Gegebenheiten, wie unter anderem die dann notwendige Ausschreibungspflicht, der Einzug des MVZ Altenmünster mindestens bis ins Jahr 2027 verzögern. Außerdem müssten andere bauliche Prioritäten der Stadt wohl nach hinten rücken.
Mit dem von der Stadtverwaltung und der Hägele & Frank Grundstücksverwaltungs GmbH zuletzt für die öffentliche Gemeinderatssitzung am 2. Mai dieses Jahres angestrebten Grundsatzbeschluss zum Verkauf des Hangar-Anbaus hätten hingegen noch in diesem Jahr die Bau- und Sanierungsarbeiten begonnen werden sollen, um einen Umzug des MVZ Altenmünster in den Fliegerhorst im Verlauf des Jahres 2025 zu ermöglichen.

Auf Beschluss des Gemeinderats soll die künftige Beratung zu dieser Thematik ab sofort öffentlich erfolgen, sofern keine rechtlichen Hinderungsgründe dem entgegenstehen.

(Erstellt am 21. März 2024)